Heerbecks Hausaufgabenseite

9.1.2012:
Leserbrief: „Gefährlicher Druck“, 22.12.2011 (Der rote Text wurde nicht gedruckt)

Wenn dieser Artikel nicht dermaßen übertrieben wäre, könnte er eine Gesprächsbasis sein. - Als ernst gemeinte Gefahren wird gesehen, dass die ersten Abiturienten wegen überhöhter Leistungsforderungen vom Strick abgeschnitten werden müssen, und der besorgte Arzt Herr Otto befürchtet, für überforderte Schüler Totenscheine ausstellen zu müssen - Martyrium, Dauerkopfschmerzen, keine Freizeit, Weinkrämpfe, zu viele Hausaufgaben usw. werden genannt und die meisten Lehrer gießen noch Öl ins Feuer: Das ist maßlos übertrieben, das ist nicht die Realität.

Als Schüler habe ich mich auch immer gefreut, wenn es wenig Hausaufgaben gab – diese Freude haben heutige Schüler auch.

Es gibt sie aber auch, die andere Seite:

Im Sommer hatte eine Schülerin sogar gewagt, in einem Leserbrief öffentlich zu sagen: „Froh über die Chance zum Turboabi“ zu sein!-

An der Herderschule innerhalb von zwei Wochen 7 Klausuren? In Irland: 9 Abitur(!)-Prüfungen in 10 Tagen. Die Geprüften waren hinterher stolz und haben (wie früher) toll gefeiert.

Studenten aus Shanghai berichten in der LZ (15.2.2011) aus ihrer Schule: „Der Schulalltag unterscheidet sich gewaltig von dem an einem Lüneburger Gymnasium. Von 7.20 Uhr am Morgen an läuft ein straff organisiertes Programm ab, um 16.30 Uhr gehen die Schüler nach Hause - hoch bepackt mit Hausaufgaben. Ob denn da noch Zeit für Hobbys bleibe, fragt eine Oedemer Schülerin. Wenig, antwortet Jing Xia: "Vielleicht an einem Tag am Wochenende." Am anderen Tag wird auch gebüffelt. Lernen bis zum Umfallen. Die Schüler reagieren mit einem ungläubigen Murmeln.“

Wenn unser Ziel das gute Abschneiden bei der PISA-Studie ist, dann müssen wir auch was dafür tun und nicht neidvoll(?) nach China, Finnland sehen.

Wenn ich mit ehemaligen Schülern, jetzigen Gymnasiasten, spreche: Natürlich gibt es viel Arbeit und Lernstoff, aber von den genannten Übertreibungen keine Spur.

Auch wenn es altmodisch ist: Lernen kann auch Spaß machen! Ohne Fleiß kein Preis! Diese Werte werden in solchen Diskussionen vergessen.

Wenn den Schülern aber immer wieder eingeredet wird, dass sie überfordert sind: Am Ende glauben sie es, und dann sind sie wirklich überfordert.

Jeder, der von Überforderung der Schüler spricht, kann automatisch des Beifalls sicher sein – die gegenteilige (unbequeme) Aussage muss sich auf permanente Diskussion einstellen.

Unser Kultusminister hat ja nun schon angekündigt, dass die Hausaufgaben von 3 Stunden auf eine Stunde reduziert werden – mein Problem dabei ist: Ich kenne keinen Schüler der Sek I, der so viel arbeitet ….

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Leserbrief am 18.8.2010 in der Landeszeitung Lüneburg –
der rote Text wurde leider weggelassen....  

Diskussion um gescheiterte Hamburger Schulreform

Chance verpasst – so kommentierte Herr Steiner die Entscheidung der Hamburger Bürger, die Grundschule nicht auf 6 Jahre auszudehnen. Chance genutzt – das muss man erfreut sagen!- Es ist eben nicht erwiesen, dass „benachteiligte Kinder“ davon profitieren – in Berlin hat die 6jährige Grundschule die erhofften Wirkungen nicht gebracht; das gleiche gilt (Pisa-Studie) für die Niederlande und Belgien. Bedauerlich – und auch kennzeichnend für deren Denken - sind die von Herrn Steiner und Herrn Holle genannten Motive der Ablehner der 6JahresGrundschule in Hamburg: „Lern nicht mit den Schmuddelkindern“; „blauäugig“, „altbackenes System“: Wer nicht deren Meinung ist, wird mit diffamierenden Formulierungen abgewertet.

Ich erlebe als Lehrer, dass Schüler durchaus die Chance zum Aufstieg haben: In meiner Klasse sind soeben zwei Schülerinnen von der Realschule zum Gymnasium aufgestiegen, ebenso in anderen Klassen – durch Fleiß, Freude an der Arbeit und Unterstützung der Lehrer. (Vier weitere Schüler meiner Klasse hätten ebenfalls aufsteigen können, wenn sie gewollt hätten!)

Vor 6 Jahren ist die „Orientierungsstufe“ abgeschafft worden – niemand vermisst diese „Schulform“, kaum jemand erinnert sich überhaupt noch an diese Schulkonstruktion! Der dauernde Glaubenskrieg muss im Interesse der Schüler aufhören – es gibt ja offensichtlich bereits Bemühungen um eine zweite Gesamtschule im Landkreis …

Hans-Gottfried Heerbeck

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Mitschuld an Misere

Datum: 3.7.2009  |  Seite: 23  |  Ressort: LB

"Bildungsfrust sitzt tief", LZ vom 18. Juni
Ich unterstütze jeden Streik-Schüler, der seine Arbeit vernünftig gestaltet und ordentlich arbeitet. Diese Schüler haben guten Grund, bei einer Demonstration über die tatsächlich vorhandenen Missstände zu protestieren.

Aus meiner 7. Klasse sind 12 Schüler zum Streik gegangen. 8 von ihnen wurde auf dem Zeugnis mangelndes Arbeitsverhalten bescheinigt. Wenn gerade solche Schüler gegen die schlechten Schulbedingungen protestieren, ruft das Unverständnis hervor, denn diese Schüler selbst sind ursächlich für das Problem verantwortlich: Sie behindern den eigenen Lernfortschritt und den der arbeitswilligen Mitschüler. Die Streik-Schüler gehen mit großem Selbstbewusstsein zum Streik, aber: Was haben sie selbst für die Verbesserung der Schulmisere getan? Nichts. Oft das Gegenteil: Unterrichtszeit wird verplempert für fehlende Entschuldigungen, zurückzugebende Klassenarbeiten, nicht gemachte Hausaufgaben u.a.; ein Streik-Schüler meldete sich danach vorzeitig für die letzten 5 Schultage in den Urlaub ab.

Auch das zweite stimmt: Mehr Geld für die Bildung ist notwendig- aber es wird viel Geld verschleudert durch mutwillige Zerstörungen in den Schulen.

Gegen beides muss man als erstes protestieren!

Am schlimmsten jedoch sind Erwachsene, die diese Missstände auch kennen und die Schüler per Megaphon zum Streik aufrufen. So gehen bereits Fünftklässler stolz zur Demo - worum es aber geht, ist weitestgehend unbekannt. Die im Unterricht Gebliebenen sagen ganz klar, was Sache ist: Treffpunkt ist McDonalds.

Es gehört auch zum Erziehungsauftrag der Schule, auf diese Widersprüche hinzuweisen. Dieses ist unbequem, aber die Wahrheit.

Hans-Gottfried Heerbeck Lehrer Südergellersen ================================================================

Grenzen setzen

Datum: 9.5.2009  |  Seite: 15  |  Ressort: LB


"Lobbyist der verstörten Schüler", LZ vom 25. April
Mangelnder Respekt der Lehrer vor den Schülern? Herabsetzender und demütigender Umgang mit den Schülern ist das Kernproblem? Tatbestand der Beleidigung? Verstörte Schüler?

Soll man die Wut kriegen oder sich über solch einen Unsinn der Aktion humane Schule und des von der Elterninitiative "Sinn" eingeladenen Professors Singer totlachen? Das Kernproblem ist diese Verdrehung der Realität: Wenn im Ausnahmefall ein Lehrer sich im Ton vergreift, dann entschuldigt er sich - (mal) falscher Umgangston und dazugehörende Entschuldigung gehören mit zum Heranwachsen/ Reifwerden der Jugend. Die Schüler haben glücklicherweise Selbstbewusstsein genug, es dem Lehrer selber zu sagen oder zur Schulleitung zu gehen.

Mangelnder Respekt usw. der Lehrer ist die Schulkatastrophe? Da muss ich jeden Morgen im falschen Film sein. Die Schulkatastrophe ist vielmehr, dass solchem Quatsch von der LZ auch noch eine Seite gegeben wird, was natürlich auch das Bewusstsein prägt, und dass (einige) Eltern und Schüler solches sogar glauben. Lehrer müssen Grenzen setzen und lenken - diese Beschränkungen zu akzeptieren, ist Vorbereitung auf das Leben, oft nicht bequem und meist ärgerlich - aber notwendig. Gottfried Heerbeck Südergellersen

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Berichte für Gesamtschule

Datum: 7.11.2008  |  Seite: 23  |  Ressort: LB


Gesamtschule, LZ-Berichte
20 Jahre haben die Gesamtschulaktivisten keine Ruhe gegeben, unterstützt von langen, sympathisierenden Artikeln in der LZ. Jetzt sind 7413 Fragebögen verschickt worden, davon kamen 4503 zurück, davon waren 4387 verwertbar. Wiederum davon konnten sich 1939 Eltern gut vorstellen, ihr Kind an einer Gesamtschule anzumelden.

"Eltern wollen die Gesamtschule" bewertet die LZ in ihrer Schlagzeile am 22. Oktober; die Lünepost drei Tage später "Eltern . . . . fordern neue Gesamtschule in Kaltenmoor", LZ-Schlagzeile am gleichen Tag: "Mehrheit der Eltern wünscht sich integrierte Gesamtschule in Lüneburg", Schlagzeile 25. Oktober: "Grüne für zwei Gesamtschulen", Schlagzeile 29. 10.: "Wo bleiben die Sechstklässler?", und im Leserbrief vom gleichen Tage berichtet der Vater eines Drittklässlers und Oberstudienrat (!) an einer Hamburger Reformschule von umwerfenden Ergebnissen der Umfrage und stellt seine Forderungen auf, ähnlich ein zweiter Leserbrief wieder am Tag danach.

Ganz offensichtlich wird die Berichterstattung in die Richtung Gesamtschule gelenkt. In jedem neuen Artikel kommt eine feine Formulierungsänderung hinzu, aus "Ich könne mir vorstellen . . ." ist innerhalb weniger Tage "Ich fordere . . ." geworden.

Bei der Auflösung der Orientierungsstufen vor drei Jahren gab es von den Orientierungsstufen-Gläubigen großes Wehklagen. Heute redet kein Mensch mehr davon. Ob "Reformschulen", Gesamtschulen oder Regelschulen: Jede Schulform kann Gutes leisten, wenn gleiche Bedingungen gegeben sind. An elementaren Voraussetzungen fehlt es jedoch an vielen Schulen (Schülerzahl, Mobiliar, Vorhänge in den Klassen, Computerausstattung, Arbeitsmöglichkeiten im Lehrerzimmer, Lehrerstunden u.a.). Wenn einseitig den "Reformschulen" Schülerorientierung, Förderung der Schüler, neue Ideen zugesprochen werden, ist das weder beweisbar noch den an den anderen Schulen arbeitenden Lehren gegenüber gerecht.

Gottfried Heerbeck
Südergellersen
Diplompädagoge, Lehrer an einer solide arbeitenden Realschule in Lüneburg

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Nebenaspekt System

Datum: 17.5.2008  |  Seite: 15  |  Ressort: LB


Interview der Woche: "Die Lehrer müssen mitziehen", LZ vom 16. Mai
Die geführte Diskussion um "Gesamtschule - ja oder nein" setzt den 20-jährigen Glaubenskrieg um die Orientierungsstufe fort. Vor drei Jahren war das Geschrei groß, als die Orientierungsstufe aufgelöst wurde, die "Benachteiligten" würden unter der Auflösung leiden. Alles ist vergessen. Nun geht der Kampf weiter - das verhasste dreigliedrige Schulsystem mit der "rückwärtsgerichteten Schulpolitik" gegen die Gesamtschule, die frischen Wind in die Schule bringe.

Das bestehende System könnte hervorragend sein, wenn der politische Wille zu Verbesserungen vorhanden wäre: 30 Schüler in einer Klasse sind lernfeindlich. Lehrer mit hohen Stundenzahlen haben nicht die Zeit (oder die Kraft), sich individuell um Schüler mit Schwierigkeiten zu kümmern. Computerräume mit veralteten Geräten und Programmen, wie kein Mensch sie zu Hause ertragen würde. Widersprüchliche Forderungen an die Lehrer (Zusammenarbeit mit den Eltern soll erfolgen - aber die Unterschrift unter eine Klassenarbeit darf nicht verlangt werden, um sicher zu sein, dass die Eltern davon wissen). Der über Jahrzehnte hinweg demotivierende Umgang mit dem Personal. Die behelfsmäßige/primitive Ausstattung der Schulen (schmutzige, kaputte Vorhänge; unzureichender Sonnenschutz; Eltern streichen die Klassenräume der Schüler usw.).

Wenn man die Schule verbessern will, dann wäre damit der entscheidende Schritt getan. Das wäre frischer Wind in den Schulen. Dreigliedrig oder Gesamtschule - eine Garantie kann keiner geben. Ich gebe aber die Garantie: Wenn man die Schulen wie oben dargestellt verbessert, wird jede Schule erheblich besser. Leider habe ich noch keinen Politiker gesehen/gehört, der sich zu diesen Problemen und deren Beseitigung geäußert hätte. Wir diskutieren lieber über Schulformen.

Hans-Gottfried Heerbeck (Lehrer)/Südergellersen

Kontakt: | schule@heerbeck.de